Wie ich mich auch drehe und wende. Ich komme immer wieder auf Vertrauen und darauf, dass es mit das Schwerste und das Wichtigste ist. Alles beginnt mit dem Vertrauen in das Wesen, das man ist. Ist das nicht das, was einem schon von Beginn an gespiegelt wird, dann sucht man so lange, bis sich die Dinge im besten Falle finden und man sich aufrichten lernt in sich selbst. Das bringt eine Sache automatisch mit sich: Mitgefühl. Für den eigenen Narbensalat und damit auch für ein Gefühl von Verantwortung für sein eigenes Tun und ja, auch für seine Heilung. Wut und Hass in sich zu tragen auf sich selbst, ohne die Trauer darunter zu begreifen, bringt dieses Gefühl nach außen und trifft damit andere. Oder man sucht ständig einen Schuldigen, ohne Verantwortung zu übernehmen.
Was wir sehen sind zunehmend Menschen, die nicht im Vertrauen sind und ununterbrochen nach Anerkennung und Bedürfnisbefriedigung suchen. Allerdings nicht im Sinne aller, sondern auf eine zunehmende um sich selbst kurbelnde Art.
Was brauchen wir jetzt? Menschen, die sich ernsthaft dafür einsetzen, dass es möglichst allen und nicht nur einigen wenigen gut geht. Es ist ein Irrglaube, dass Dinge besser funktionieren, wenn man den ohnehin schon Privilegierten noch mehr Freiräume einräumt, die wirtschaftlich Schwachen noch weiter drückt, statt auch den Gedanken von Teilhabe zu sehen. Wer von all den teils enorm giftsprühenden Politikern macht überhaupt noch Vorschläge für mehr Miteinander und wo sind die Ideen, wie man nicht vollends ein von Superreichen und Eliten gesteuertes Land wird? Wir brauchen keine Disruption, sondern eine vernünftige Besinnung.
Je mehr Chaos entsteht, angeheizt durch Menschen, die behaupten, sie liebten ihr Land, während sie versuchen, es ganz nach ihren Vorstellungen zu "säubern" und zu "ordnen" und den Keil immer tiefer treiben, desto mehr machen die Menschen zu und rennen den einfachen Lösungen hinterher. Mit Grausen hört man sich die Gespräche mit Hannah Arendt an, weil einem alles so bekannt vorkommt. Alles, was jetzt geschieht, wurde bereits gedacht und durchdacht. Alles vergessen. Es sind nicht die, die laut wüten und Gift sprühen, vor denen ich mich fürchte, es sind die, die ihnen nachrennen ohne Mitgefühl, ohne den Gedanken an Miteinander. Denn das sind die, die diese Wahl treffen. Täten sie es nicht, gäbe es diese Mehrheit nicht. Hass, Hetze, Diskriminierung, Frauenfeindlichkeit, Menschenverachtung, Faktenverdrehen ... nichts davon fällt unter Meinungsfreiheit.